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Neubauprojekt Hochhaus – komplexe Bauvorhaben in unseren Städten

Hochhäuser sind wieder in Mode! Stuttgart hat den exklusiven Wohnturm Cloud No7 bekommen, Frankfurt schmückt sich seit Jahren mit einer Skyline und baut diese weiter aus. So soll das höchste Gebäude des Hochhaus-Ensemble Four bis Ende 2022 bis zu 228 Meter in den Himmel ragen. Damit wird er zum dritthöchsten Hochhaus in Frankfurt nach dem Commerzbank Tower (259 Meter) und dem Messeturm (257 Meter). In Berlin ragt neben vielen anderen modernen Hochhäusern das Upper West mit 119 Meter in den Himmel. In Hamburg soll zwischen den Elbbrücken, als Eingang zur HafenCity bis 2025 ein solches Aushängeschild in Form des 235 Meter hohen Elbtowers entstehen. Auch in München wird in die Höhe geplant. Auch wenn das Stadtbild der Altstadt auch in Zukunft nicht durch Neubauten über 100 Meter beeinträchtigt werden darf, gilt dies nicht für das weitere Stadtgebiet Münchens. Insbesondere im Osten der Stadt (zwischen Vogelweidplatz und Messestadt Riem) sind einige Hochhausprojekte geplant oder bereits im Bau. Bis Ende des Jahres sollen die Bavaria Towers fertiggestellt werden, der höchste Turm darunter mit 84 Meter. Aktuell laufen auch Planungen für ein Bürogebäude mit 115 Meter Höhe – dies wäre damit das dritthöchste Gebäude in der Stadt. Dennoch erscheinen diese, im Vergleich zu Projekten aus den anderen Städten, eher bescheiden und damit ganz untypisch für das Selbstverständnis der Isarmetropole. Allein diese Beispiele zeigen, dass die Nachfrage nach Hochhäusern weiter steigt, bedingt durch die voranschreitende Urbanisierung und vor allem den knapper und damit teurer werdenden Grundstücken in den Städten. Aber was sind die Herausforderungen beim Hochhausbau? Neben den engen Baurichtlinien und Brandschutzvorgaben in Deutschland ist die Höhe der Wolkenkratzer aber auch durch regionalen Richtlinien der Stadtbilder eingeschränkt. So gibt es in Frankfurt den Hochhausrahmenplan, der den Bau von Hochhäusern im Wesentlichen auf das Bankenviertel der Stadt und die angrenzenden Stadtteile begrenzt und so das Bild der Stadt und ihrer Skyline maßgeblich beeinflusst. In München orientierten sich die Gebäudehöhen bis in die 1980er Jahre an der Höhe der Frauenkirche (100 Meter). Inzwischen gilt diese Richtlinie nur noch für die Münchner Altstadt. An den Eingangstoren Münchens im Norden (Schwabing), Westen (Donnersbergbrücke/ Hirschgarten) und Osten (Trudering-Riem), werden seit den 1990er Jahren immer mehr Hochhäuser geplant und realisiert. Auch in Hamburg steht das traditionelle Stadtbild im Fokus des Hochhausplans. Der geplante Elbtower soll der einzige Wolkenkratzer in Hamburg bleiben und als markanter Punkt den Eingang in die Stadt durch die neuentwickelte HafenCity markieren, ohne die traditionelle Stadtsilhouette der Kirchtürme zu verändern. In Berlin gibt es bislang keine konkreten Rahmenpläne, diese sollen aber bis 2019 ausgearbeitet sein.

Sicherheit steht an oberster Stelle

In Deutschland bauen wir, verglichen mit Dubai (Burj Khalifa 828 Meter), dem Shanghai Tower (632 Meter) oder den Vereinigten Staaten (One World Trade Center 541 Meter) ja strenggenommen gar keine „richtigen“ Hochhäuser. Meistens ist bei 200 Meter Schluss, was im weltweiten Vergleich nahezu klein erscheint. Qua Definition gelten jedoch bereits Gebäude ab 22 Meter als Hochhäuser, was mit den Drehleitern der Feuerwehr zu tun hat. Bis zu dieser Marke kann die Feuerwehr einen Brand mit einer Drehleiter bekämpfen, darüber hinaus muss sie das Treppenhaus und die Fahrstühle benutzen und das Feuer von innen löschen. Da eine Flucht nach draußen nicht möglich ist und das Gebäude sowohl seine Bewohner als auch die Feuerwehr schützen muss und die Drehleiter also der einzige Fluchtweg ist, ist Brandschutz eines der zentralen Themen bei Hochhäusern. Bewährt hat sich zum Beispiel, dass man den Aufzugsvorraum durch einen Überdruck rauschfrei hält und somit im sicheren Gebäudekern Personen evakuieren kann.

Komplexität des Bauens

Ein Hochhaus zu bauen ist gar nicht so schwer, denn die Stockwerke unterscheiden sich oft nur geringfügig in ihrem Grundriss. Natürlich muss man bei der Planung der technischen Gebäudeausrüstung genau berechnen, dass im 30. Stockwerk auch noch Wasser ankommt und dass die Aufzugsanlagen die Personen komfortabel und schnell an ihr Ziel bringen. Verglichen mit Gebieten in Asien und Amerika leben wir nicht in extremen Erdbebengebieten, sodass hierfür lediglich ein überschaubarer Aufwand betrieben werden muss, um die Gebäude entsprechend abzusichern. Dennoch braucht es für ein Hochhausprojekt eine exakte Planung und eine präzise Baustellenorganisation. Das ist schon bedingt durch die Lage, denn oft gibt es keinen Lagerplatz in beengten Innenstädten. Das Baumaterial muss direkt vom LKW mit einem Kran dahin gehoben werden, wo es verbaut wird. Zudem finden – im Gegensatz zu „normalen“ Gebäuden – viele Gewerke gleichzeitig statt. Während in den oberen Stockwerken zum Beispiel noch Betonfertigteile für den Rohbau verbaut werden, „wächst“ die Fassade schon in den unteren Stockwerken nach. Im Inneren des Gebäudes werden zudem die ersten Vorbereitungen für die technische Gebäudeausrüstung getroffen. Es bedarf also Experten in der Planung und Ausführung, die diese logistische Herausforderung mit viel Erfahrung und Organisation vorbereiten um auf engsten Raum hunderte von Bauarbeitern in den verschiedensten Gewerken zu koordinieren.

Moderne Werkzeuge schaffen Optimierung

Diese Herausforderung haben inzwischen auch innovative Gründer von Start-ups gesehen und bemühen sich um Lösungen. Das Berliner Unternehmen Sablono zum Beispiel hat eine Software entwickelt, mit deren Hilfe alle Prozesse abgebildet und agil gesteuert werden. Wiederum andere vertrauen auf den herkömmlichen Einsatz der Lean-Management-Technik, um den Bauablauf zu optimieren. Diese Methode eignet sich insbesondere für den Hochhausbau, weil diese einen hohen Wiederholungsfaktor hat. Außerdem folgen die Prozesse ganz grundsätzlich meistens derselben Logik und ermöglicht es den Beteiligten den Prozess stets zu optimieren.

Quo Vadis?

Sicherlich wird der Trend zum Hochhaus sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Zu hoch sind die Potenziale der Flächennachverdichtung, zu groß der Drang in die Städte. Wahrscheinlich werden wir auch in den nächsten Jahren immer mutigere Konzepte sehen. Ein Pool auf der Dachterrasse könnte also bald zum Standard gehören und wir können uns auf neue und spannende Ideen der Planer und Projektentwickler freuen – und das wird sicher auch neue Herausforderungen beim Bauen mit sich bringen.