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Warum Baumonitoring für das Risikomanagement so entscheidend ist

Bauprojekte so groß wie mittelständische Unternehmen

Stellen Sie sich vor 600 Bauarbeiter, 50 Planer und 20 Projektmanagern kommen für vier Jahre zusammen um ein Hochhaus für 250 Millionen Euro zu errichten. Solche Volumina sind vergleichbar mit den Umsätzen eines mittelständischen Unternehmens – nur, dass dieses Unternehmen seit 30 Jahren ähnliche Produkte herstellen und eingespielte Prozesse hat. Dagegen arbeiten bei einem Bauvorhaben alle Akteure nur eine relativ kurze Zeit zusammen. Seit Jahren werden die Bauprojekte nicht nur größer und anspruchsvoller, sie werden dadurch auch immer komplexer. Die Haustechnik eines modernen Bürogebäudes ist heute so komplex wie in den 1970er Jahren die Haustechnik eines Krankenhauses. Hierbei wird das Baumonitoring aufbauend auf einer belastbaren Datengrundlage immer mehr an Gewicht bekommen. Methoden wie „Building Information Modeling (BIM)“ in der Planung oder der Einsatz von „Lean Construction“ sind unaufhaltsam im Kommen. In diesen Bereichen gibt es durch die Automobilindustrie bereits seit Jahren signifikante Erfahrung und nun steht die Transformation in die digitale Welt für die Bauwirtschaft und Projektentwicklung an. Wie das in Zukunft aussehen wird, erforscht zum Beispiel das Fraunhofer Institut in praxisnahen Forschungsprojekten im Rahmen des „Kompetenznetzwerkes Mittelstand 4.0“. Vor einigen Wochen meldete zudem ein österreichischer Baukonzern, die Auftragsbücher seien nicht nur gut gefüllt, sondern voll. Andere Baufirmen, Planer und Architekten beschreiben ein ähnliches Bild. Man könnte also von einem Bauboom sprechen; die Nachfrage nach dem „Betongold“ scheint ungebrochen. Weit über 1.000 gewerbliche Projektentwicklungen sind in Deutschland derzeit in der Projektierung, Planung oder Ausführung. Und alle dieser Projekte bedürfen einer Finanzierung – also beste Zeiten für Banken und Finanzierer sollte man meinen.

Neue Regeln für das Risikomanagement von Bauprojekten für Banken

Auch wenn die letzten Jahre für die immobilienfinanzierenden Banken sicherlich nicht die schlechtesten waren, verschärft sich auch hier der Markt- und Margendruck zusehends. Baupreise steigen und verfügbare Grundstücke in guten Lagen sind knapp. Dazu kommen stetig steigende Anforderungen an das Risikomanagement und damit verbunden an die IT der Banken durch die Bankenaufsicht BaFin. Ziel der neuen Regeln ist letztendlich der Schutz der Anleger und Investoren. Hierzu wurde im Oktober 2017 die MaRisk (Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Banken) angepasst und nächstes Jahr wird durch das „Baseler Komitee“ (Stichwort: Grundsätze für die effektive Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung gemäß BCBS 239) eine ganze Reihe weiterer Anforderungen an die systemrelevanten Banken und Ihr Risikomanagement im Bereich Bau gestellt. Vereinfacht gesagt müssen Banken dann die Risiken ihrer Kredite, wie Kostenerhöhungen, Terminverzug oder im schlimmsten Fall einen Ausfall des Kreditnehmers, auf Knopfdruck erkennen und anzeigen können. Wenn Sie nun an die eingangs beschriebene Komplexität denken wird schnell klar, welche Aufgabe es hier zu bewältigen gilt.

Ein agiles Baumonitoring bringt den Mehrwert

Diese Ausgangslage hört sich zu Recht sehr statisch an. Regulatorische Vorgaben und massenhaft Daten lassen ein sehr theoretisches Gerüst mit wenig Flexibilität und einen hohen Mehraufwand ohne einen nennenswerten Vorteil vermuten. Aber genau an dieser Stelle bieten agile Konzepte eine Chance. Mit dem Einzug der oben genannten Werkzeuge „BIM“ und „Lean Construction“ wird sich auch die Verfügbarkeit an Daten auf den Baustellen und in den Baubüros ändern. Man kann inzwischen auch bereits den Umbruch bei vielen Projekten spüren, die Digitalisierung hält mehr und mehr Einzug. Es ist nun die Aufgabe der Banken und deren Beratern, ein modernes und agiles Baumonitoring als Teil des Risikomanagements zu installieren, welches neue Vorgaben erfüllt und sich gleichzeitig an neuen Methoden anpasst. Die verschärften Regeln mögen müßig wirken, geben aber eine ideale Basis für eine umfassende und wiederkehrende Analyse der Projektdaten. Dabei müssen die Analyseschwerpunkte situativ an die aktuellen Projektgeschehnisse angepasst werden. Gleichzeitig muss der Baumonitor sich aber innerhalb der Rahmenbedingungen des Risikomodells bewegen. Daraus ergibt sich letztendlich die Chance, die Prozesse der Kredit- und Risikobearbeitung zu überdenken und effizienter zu gestalten.